Bis in die 80er Jahre rieten Ärzte Patienten mit Herzschwäche, sich zu schonen. Doch diese Empfehlung ist überholt. Heute gilt regelmäßige Bewegung sogar als wichtiger Bestandteil der Therapie. Betroffene sollten aber nicht auf eigene Faust loslegen.
Schonung bei Herzschwäche kann sogar schaden
Wer an Herzschwäche leidet, empfindet oft schon leichte Belastungen als anstrengend oder bekommt sogar Atemnot. Kein Wunder, dass Betroffene mit Herzschwäche sich gerne schonen. Früher gingen auch Ärzte davon aus, dass Anstrengung das Herz unnötig belastet und die Herzschwäche verschlimmert. In den 70er Jahren wurden sogar Untersuchungen durchgeführt, bei denen Patienten mit Herzschwäche 6-monatige Bettruhe verordnet wurde. Die Ärzte hofften, dadurch das Herz zu entlasten und die Leistungsfähigkeit zu verbessern. Doch das Ergebnis war enttäuschend: Am Ende des Untersuchungszeitraums waren die Patienten körperlich noch viel weniger belastbar als vor dieser Maßnahme. Die Schonung hatte das Herz weiter geschwächt.
Erhalt der Muskelmasse stärkt das Herz
Neuere Studien zeigten, dass regelmäßiges Ausdauertraining die Leistungsfähigkeit von Patienten mit Herzschwäche um 10 bis 25 % steigern kann. Die Patienten mussten seltener ins Krankenhaus, die Zahl der Todesfälle sank. Grund dafür ist unter anderem, dass die Muskelmasse erhalten bleibt oder sogar aufgebaut wird. Dadurch arbeiten die Muskeln bei gleicher Herzleistung effektiver. Die Bewegung bewirkt außerdem, dass der Ruhepuls sinkt und die Regulation der Blutgefäße verbessert wird. Beide Mechanismen entlasten das Herz.
Was hilft bei Herzschwäche? Bewegung!
Heute raten Ärzte bei Herzschwäche der NYHA-Stadien I bis III zu regelmäßiger Bewegung. Insbesondere bei Schweregrad III muss diese zunächst unter ärztlicher Aufsicht stattfinden. Geeignet sind alle Sportarten, bei denen kein großer Kraftaufwand erforderlich ist. Dies sind zum Beispiel:
- Spazierengehen
- Wandern
- Nordic Walking
- Radfahren
- Leichte Gymnastik
Sportarten mit hohem Kraftaufwand wie Hanteltraining, Liegestütze und ähnliches sollten Patienten mit Herzschwäche dagegen vermeiden. Generell kann ein Ausdauertraining aber mit einem moderaten dynamischen Krafttraining ergänzt werden. Über das Schwimmen gehen die Meinungen der Experten auseinander. Eine kürzlich erschienene Zusammenfassung aller bekannten Studien zu dem Thema fand keinen negativen Effekt des Schwimmens.
Beim Trainingsaufbau gilt die Devise: „Start low and go slow“ - also mit geringer Belastung starten und nur langsam steigern. Durch eine pulsfrequenzbasierte Steuerung des Trainings kann dessen Intensität individuell angepasst und das Risiko von Schäden durch Überbelastung reduziert werden, heißt es in der Nationalen Versorgungsleitlinie Chronische Herzinsuffizienz. Die für jeden Herzpatienten optimale Trainingsherzfrequenz kann ein Facharzt über das Verfahren der Spirometrie oder alternativ durch die Fahrrad-Ergometrie und Berechnung der Herzfrequenzreserve ermitteln.
Herz-Tipp:
Kommt es während des Trainings zu Schwindel, Herzrhythmusstörungen oder Atemnot, sollten Sie das Training sofort abbrechen und einen Arzt aufsuchen.
Wann Patienten mit Herzschwäche sich schonen sollten
Bei schwerer Herzschwäche (NYHA-Stadium IV) leiden Betroffene bereits in Ruhe unter Luftnot. In diesem Fall müssen Patienten zunächst mit Medikamenten behandelt werden, bis eine Besserung eintritt. Auch bei Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödemen) ist ein Trainingsprogramm zunächst nicht empfehlenswert. Als Faustregel gilt, dass etwa vier Wochen lang eine stabile Situation ohne Atemnot in Ruhe bestehen sollte, bevor das Trainingsprogramm beginnt
Experte
Prof. Dr. med. Udo Sechtem, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Stiftung für Herzforschung. Zu den klinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkten des Kardiologen zählen u. a. bildgebende Verfahren, Diagnostik und Therapie der Myokarditis und die Funktionsdiagnostik bei Patienten mit koronaren Funktionsstörungen.
Unser Informationsmaterial
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Stärke Dein Herz! (2024)
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Unsere Empfehlungen für Sie
Unsere Quellen:
- Literatur: Shah P et al. – Cardiol Rev 2017;25:321-5
Worüber ich noch keinen Beitrag gelesen habe ist eine Herzschwäche die durch Vorhofflimmern im Rahmen einer Kardiomyopatie entstehen kann .Ist noch wenig erforscht und auch die Herzstiftung befasst sich erst seit kurzem mit diesem Thema.Wäre schön wenn sich Patienten mit dieser Krankheit äußern könnten.
Sehr hilfreiches Material danke für die schnelle Information!
Die Artikel der Herzstiftung waren immer und in allen Bereichen sehr gut und hilfreich und ermöglichen mir entsprechende Fragen an meinen Arzt.
Sachliche, praxisorientierte Beiträge, gute Rat- und Vorschläge, die leicht und problemlos in den Alltag zu integrieren sind.